Verlagsgedanken zum Jahreswechsel 2020/21

 

Seit zwei Jahren schreibe ich an einem Roman, der nun seiner Fertigstellung entgegensieht. Sein Inhalt beschäftigt Leute, die mit äußerst knapper Mehrheit die erste „freie“ Volkskammerwahl 1990 vor der „Allianz für Deutschland“ gewannen und nun die DDR weiterführen und fleißig reformieren wollen. Weil dies ja gar nicht stimmt, nenne ich mein Manuskript ein „dystopisches Pamphlet“. Es umfasst einen Zeitraum von vier Jahren, bis wieder gewählt wird: Dann gewinnt mit hauchdünner Mehrheit die „Opposition“. Was jetzt passiert, mag man sich denken. Aber dann ist das Buch aus.

Vor dem Jahreswechsel 2020/21 ziehen ein paar düstere Gedanken durch mein Gemüt: Zunehmend bedrängt mich die Furcht, die Nation Deutschland könnte sich bald auflösen. Für manche angestrebtes Ziel, für mich und noch viele mehr niederschmetterndes Fatum. Wer spaltet uns also, was macht die einen so anders als die anderen? Sind es nebulöse Kräfte von außen und wenn ja, was wollen sie von uns? Oder sind wir es selbst und wer von uns ist es, der das Gift des Misstrauens massenhaft streut? Jeder misstraut jedem. Das kann so nicht bleiben!

Wenn wir uns entschieden haben, Demokratie zu betreiben, dann müssen wir es auch tun: Offenen Wortes darüber streiten, wie wir die größtmögliche Harmonie unter den Mitgliedern einer traditionell gewachsenen Menschengruppe, einer Nation, erreichen können. Das ist schwer genug. Es wäre vermessen bis unsinnig, diese Harmonie unter allen Menschen auf der Welt erzwingen zu wollen. – Ist es diese Divergenz, die uns so zu schaffen macht, dass wir uns die Kehle durchzuschneiden trachten?

Lassen wir nun nicht einmal mehr die Zeit zu, die nötig ist für unsere Meinung, hat immer nur die eigene des anderen Wert, Geschichte zu schreiben?

Im Raum für Debatten muss möglich sein, sein Herz für Deutschland zu rühren, ohne mit einer Breitseite barbarischer Vergangenheit dieses Landes zum Schweigen gebracht zu werden. Ja, vor diesen Moralisten, den Gutmenschen, fürchte ich mich, mir scheint, jene sind nicht immer gute Menschen.

Rainer Stankiewitz, WiedenVerlag